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Banner-Schnittschutz bei Arbeitshandschuhen erklärt

Handschuhwissen: Schnittschutz erklärt

Jedes schnittfeste Handschuhmaterial ist anders und das Thema komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Dyneema, HPPE, Stahl, Basalt oder Kevlar. CN/dtex, Gauge, GPa, Newton und Thermofixierung. Begriffe, die erst nach gründlicher Recherche verstanden wurden. Um zu verstehen, wie Schnittschutz Gewebe funktioniert, muss zuerst grundlegend erklärt werden, was bei einem Messerschnitt passiert.

Die Phasen des Messerschneidens

Bei einem Schnitt findet eine Belastung statt, die bei Überschreitung der Belastungsgrenze zu einer Zerteilung des Materials führt. Die Klinge drückt dabei die Moleküle eines Werkstoffes auseinander und zerteilt es. Davor laufen aber verschiedene Phasen ab.
 
  1. Eindrücken führt zur Dehnung des Materials
  2. Bruch
  3. Eindringen der Klinge
  4. Riss

Je schärfer die Klinge, desto höher ist die einwirkende Punktbelastung auf die einzelnen Moleküle.

Letzten Endes ist jeder Schnitt ein Materialbruch, der bei Überdehnung der Molekülverbindung zustande kommt. Dieser Punkt wird als Festigkeit bezeichnet, die pro Werkstoff und pro Belastungsart unterschiedliche ist.
Unterschiedliche Phasen des Messerschneidens

Schnittschutzfasern müssen eine hohe Zugfertigkeit haben

Zugfestigkeit bei Schnittschutzfasern auf einem Bild
Die Belastbarkeit der einzelnen Faser ist ausschlaggebend für den Schnittschutz und noch genauer die Zugbeanspruchung. In dem Moment, in der die Klinge auf das Trägermaterial trifft, wird der Stoff eingedrückt, sodass einzelne Fasern in der Länge gedehnt werden.

Aus diesem Grund wird bei Schnittschutzfasern immer auf die Zugfestigkeit (z. B. in N/mm²) verwiesen!

Umso höher die Zugfestigkeit, desto stärker muss das Material gestreckt werden, bis die Klinge eindringen kann. Dabei ist die Dicke des Materials erst einmal nicht ausschlaggebend. Aber umso feiner da Garn gesponnen ist, desto mehr einzelne Faserstränge müssen zerteilt werden, bis der Handschuhstoff reißt. Ein einzelnes Garn ist deshalb nicht genauso belastbar, wie ein Verbund mehrerer feiner versponnener Garne derselben Stärke.

Beispielsweise bietet der Cygnocut Superflex mit einem dünneren Trägermaterial einen höheren Schnittschutz als der Cygnocut 11 mit einem dickeren Träger. Beide sind Schnittschutzhandschuhe, aber für unterschiedliche Anwendungen.

Anziehungskräfte innerhalb der Schnittschutzfaser

Die Zugfestigkeit hängt stark mit den physikalischen Anziehungskräften zusammen, die zwischen den Molekülen bestehen. Umso mehr Moleküle und umso näher diese zusammenliegen, desto höher die Anziehungskraft. Je näher Moleküle zusammenliegen, desto unflexibler wird aber auch das Material und die Biegefestigkeit wird zum Problem. Glasfaser beispielsweise hat eine gute Zugfestigkeit, ist aber eher spröde.

Die Anordnung und Zusammensetzung der Atome in der Faser ist also der wahre Kern des Schnittschutzes.

HPPE ist als Bestandteil von Schnittschutzmaterialien sehr beliebt. Die Anordnung der Moleküle des High-Performance-PolyEthylen unterscheiden sich von normalem Polyethylen. Bei HPPE sitzen die Moleküle linear in einer kristallinen Struktur von circa 85 % zusammen. Die ungeordneten Atome stellen mit 15 % die Gelenke der Faser dar, wodurch die Faser flexibel bleibt.

Es ist also nicht die Dichte des HPPE, die zur Schnittfestigkeit führt, sondern die Anziehungskraft zwischen den Molekülen, die zur hohen Zugfestigkeit führt.
Schnittschutzgewebe bei Arbeitshandschuhen

Der Einsatz von Schnittschutzfasern in Schutzhandschuhen

Karton aufschneiden mit Schnittschutzhandschuhe
Die meisten Hersteller verwenden ein Gemisch aus mehreren Garnen, wodurch sie sich die Vorteile der unterschiedlichen Materialien zunutze machen. So können die Trägermaterialien der Arbeitshandschuhe insgesamt auf die unterschiedlichsten Anwendungsfälle abgestimmt werden.

Schnittschutz ist immer relativ und immer auf eine bestimmte Risikosituation bezogen. Der Schwung einer abrutschenden Klinge wird durch das Trägermaterial eines Arbeitshandschuhs gebremst. So bietet auch ein Lederhandschuh Schnittschutz, solange die Belastung kleiner als die Zugfestigkeit des Leders wird, bevor sie die Hand erreicht.

Was es mit den Schnittschutzstufen auf sich hat, oder welche Schnittschutzmaterialien zu unterscheiden sind, soll hier nicht Thema sein. Wir hoffen aber, Ihnen ein besseres Verständnis von Schnittschutz gegeben zu haben. Schauen Sie sich gerne bei unseren Schnittschutzhandschuhen um. Sie werden dort sicher fündig. Für weitere interessante Beiträge und hilfreiche Ratgeber nutzen Sie gerne den Link zur Themenübersicht.